Führt man unbekannte Schweine neu zusammen, müssen diese erst einmal lernen, den anderen einzuschätzen. Wie bei uns Menschen auch, entpuppt sich manchmal der anfängliche Angeber nach besserem Kennenlernen als großer Angsthase oder man entdeckt nach einer Weile den unerwarteten Tiefgang der stillen Gewässer...
Bis eine neue Rangfolge endgültig geklärt ist und die Schweinegruppe harmonisiert, können Wochen vergehen. Insbesondere wenn zwei „geborene Chefs“ aufeinander treffen, können sich die Rangeleien um die Chefposition sehr lange hinziehen. Damit alle die gleiche Chance haben und es insbesondere in der kritischen Kennenlernphase ganz zu Beginn möglichst reibungslos abläuft, sollte man einige Dinge bei der Vergesellschaftung von Meerschweinchen beachten:
Schnell, einfach und günstig ein provisorisches Vergesellschaftungsgehege bauen? Die Klapp-Absperrung ist unheimlich praktisch dafür.
Aufbau einer Vergesellschaftung
Revier-Freiheit
Meerschweinchen sehen nicht wie typische Revier-Besetzer aus. Peruanische Meerschweinchen werden wohl kaum einen Kojoten angreifen, der ihren Weidegrund betritt. Gegenüber fremden Meerschweinchen werden sie sich dagegen ganz schön aufspielen und ihre Besitzansprüche demonstrieren.
Setzt man also ein fremdes Meerschweinchen einfach so in das Revier (Gehege) der angestammten Truppe, so kann es durchaus sein, dass dem Neuling mächtig zugesetzt wird. Die alten Hasen kennen außerdem ihr Gehege in und auswendig und haben dadurch große Vorteile. Daher sollte ein Kennenlernen unter Meerschweinchen am besten auf „unbekanntem Gelände“ stattfinden, auf dem sich sowohl die alten als auch die neuen Schweinchen gleichermaßen (un)sicher fühlen und keiner einen Vorteil durch Vertrautheit hat. Eine einfache Lösung ist der Aufbau eines provisorischen Vergesellschaftungs-Geheges, zum Beispiel in Form von ausgelegten Decken, die man mit Brettern umrandet.
Ausweichmöglichkeit
Je nach Charakter und Alter der Schweine (Babyschweine
werden in der Regel ohne Probleme schnell in der Gruppe akzeptiert) kann es zu wilden Verfolgungsjagden kommen. Rangniedere Tiere werden weggescheucht und gleichrangige Tiere versuchen, gegenseitig, beim anderen aufzureiten. Gelegentlich wird auch ein Schwein gezwickt, wenn es gar nicht einsehen will, dass das andere ihm etwas zu sagen hat.
Darum ist es sehr wichtig, dass genügend
Platz
zum Ausweichen zur Verfügung steht.
Das gegenseitige Jagen ist ganz normal. Steht jedoch zu wenig Platz zur Verfügung, sodass die Tiere ständig dicht neben dem Neuling sitzen müssen, entsteht Stress, der zu unnötigen Aggressionen führen kann. Eine Fläche von zwei Haushaltsdecken (also ca. 4-5 Quadratmeter) ist nach unserer Erfahrung ausreichend für die Vergesellschaftung von 3 bis 5 Tieren.
In diesem Video könnt Ihr den Aufbau und die Einrichtung unseres Vergesellschaftungs-Geheges beim Einzug von Frieda und Ninja sehen:
Hat man nicht genügend Häuschen, genügen auch einfache Kartons, in die man Ein- und Ausgänge schneidet.
Schutz-/Ruheplätze
Bei einer Vergesellschaftung entsteht Stress für alle Beteiligten: Die ranghohen Schweine fürchten um ihre Position und müssen diese gegen Unbekannte verteidigen. Die rangniederen Schweine haben Angst, von wem sie jetzt noch alles einen auf den Deckel bekommen. Die Schweinebesitzer zittern vor Angst, ob der neue Schweine-Kumpel vielleicht versehentlich für eine Abwechselung auf dem
Speiseplan
gehalten wurde oder ob diese süßen Fellkugeln, die sonst immer so niedlich dreinschauen und jetzt plötzlich zähnewetzend den Neuling verscheuchen, vielleicht demnächst genauso aggressiv auf den eigenen Finger losgehen werden...
Daher ist es sehr wichtig, dass jedes Schwein die Chance hat, sich immer mal wieder kurz zurückzuziehen. Es sollten mindestens genauso viele
Rückzugsmöglichkeiten
zur Verfügung stehen, wie Schweine im Gehege sind. Besser sind einige mehr. Dabei ist es wichtig, dass jede Schutzhütte mehrere Ein- und Ausgänge hat, denn sonst hat ein Schwein keine Chance den Platz zu räumen, wenn ein ranghöheres Tier drohend vor dem Eingang steht. Kann es dagegen durch einen zweiten Ausgang die Schutzhütte verlassen, kann es dem ranghöheren Tier aus dem Wege gehen und somit „klein beigeben“ und den Konflikt schnell klären.
Sichtschutz
Idealerweise enthält das provisorische Vergesellschaftungsgehege diverse Tunnel, Häuser, oder geparkte Kleintransporter. Somit haben alle beteiligten Meerschweinchen die Möglichkeit, kurzzeitig aus dem Sichtbereich der anderen Teilnehmer zu verschwinden. Unterlegene Schweinchen können sich ein bisschen Ruhe vor den Dicketuern gönnen und ein kleines Päuschen einlegen.
Schon die Frieda auf dem Bild gesehen? Nein? Die anderen Öttis auch nicht. Frieda hat somit ein bisschen Ruhe vor den anderen bzw. die anderen haben Ruhe vor der Frieda…
Rundlauf
Meerschweinchen sind Fluchttiere und sind in der Lage, erstaunlich schnell zu laufen. Bei einer Vergesellschaftung erreichen Öttis Höchstgeschwindigkeiten, wenn sie sich jagen. Den dafür notwendigen Platz kann man ihnen in normaler Wohnungshaltung gar nicht bieten. Damit die Verfolgungsjagden bei einer Vergesellschaftung durch mangelnde Fluchtmöglichkeiten nicht noch zusätzlichen Stress bereiten, ist es wichtig, das Vergesellschaftungsgehege mit möglich vielfältigen Rundlauf- und somit Fluchtmöglichkeiten zu gestalten. Sackgassen und Engstellen sollten möglichst vermieden werden. Je mehr Möglichkeiten es gibt, um Häuser und Co herum zu laufen, umso schneller kann ein unterlegenes Schwein dem Angriffs-Schwein entkommen.
Daher ist es sinnvoller, Häuschen mit etwas Abstand zum Gehegerand aufzustellen nicht direkt an den Rand. So können die Schweinchen um jedes Haus herumflitzen und können nicht in die Enge oder Ecke gedrängt werden.
Ablenkung
Bei einer Vergesellschaftung sind alle Sinne auf das Eine fixiert: den anderen kennenlernen und in seine Schranken weisen. Das ist auf Dauer anstrengend und nervenaufreibend. Ruhepausen und etwas Ablenkung sind daher sehr hilfreich. Das einzige, was während einer Vergesellschaftung die Aufmerksamkeit eines Schweinchens noch auf sich ziehen kann ist leckeres Futter.
Das Vergesellschaftungsgehege sollte noch vor dem Hineinsetzen der Schweine großzügig mit Futter bestückt werden (gut verteilt im gesamten Gehege), sodass sich die Aufmerksamkeit der Schweine nicht ganz alleine auf den neuen „Eindringling“ richtet. Auch in Momenten, in denen die Schweine kurz verschnaufen, ist es günstig, immer mal wieder Futter zu geben. Das gibt neue Kräfte und beruhigt die Nerven. Und schon so manche Freundschaft wurde gemeinsam mümmelnd und knuspernd an einem Heuballen geschlossen :-)
Typische Verhaltensweisen bei einer Vergesellschaftung
Charakter und Typen
Meerschweinchen sind gesellige Tiere, die auf keinen Fall
alleine gehalten werden dürfen.
Sie sind Gruppentiere, die den Kontakt zu Artgenossen brauchen.
Zu zweit sind sie immerhin nicht ganz alleine, aber wir haben festgestellt,
dass erst ab einer kleinen Gruppe (ab vier Tieren) ein richtiges Gruppenverhalten stattfindet.
Auch bei Meerschweinchen, die nur zu zweit gehalten werden,
übernimmt meist eins der beiden die Chefposition.
In einer Gruppe von Meerschweinchen sieht man dagegen,
dass es auch bei Meerschweinchen ganz verschiedene Typen gibt:
geborene Chefs
typische Mitläufer
soziale Trampel
Intrigranten
Sympathieträger
Duckmäuser
Eigenbrötler
Angeber
und viele mehr...
...
Häufig finden sich verschiedene Charakter-Facetten in einem Schweinchen und auch untereinander verändern sich diese Rollen manchmal, wenn sich die Gruppenzusammenstellung ändert.
Bei einer Vergesellschaftung bekommt man ein deutlich größeres Verhaltesrepertoire seiner Schweinchen zu sehen, als im ganz normalen Alltag. Insbesondere, wenn die Schweinegruppe ansonsten harmonisch zusammenlebt, kann einem schon ein bisschen mulmig werden, wenn man seine süßen Fellkartoffeln auf einmal so völlig anders erlebt.
Bei einer Vergesellschaftung werden die Karten sozusagen neu gemischt und jedes Schwein hat die Chance, in der Rangfolge aufzusteigen. Somit kommt es oft nicht nur zwischen den „alten“ Gruppenmitgliedern und dem Neuling zu Auseinandersetzungen, sondern häufig auch zu Reibereien zwischen den ursprünglichen Gruppenmitgliedern.
Viele der Verhaltensweisen, die bei dem ersten Zusammentreffen mit einem fremden Schweinchen gezeigt werden, sieht man in einer friedlichen Gruppe sonst gar nicht oder nur sehr selten. Um den unerfahrenen Schweinehalter ein wenig darauf vorzubereiten, was einen bei einer Gruppenerweiterung erwarten kann, beschreiben wir typische Schweine-Verhaltensweisen, die vorzugsweise gegenüber Neuzugängen gezeigt werden.
Kennen-Lern-Verhalten
Popo-Schnuppern
Meerschweinchen erkennen sich in erster Linie am Geruch. Fremde Meerschweinchen werden unmittelbar an ihrem unbekannten Geruch als fremd identifiziert. Wollen Meerschweinchen sich kennen lernen, geht es vor allem darum, diesen neuen Geruch gut kennen zu lernen. Da Meerschweinchen ihren Körpergeruch fast ausschließlich über Duftdrüsen im Intimbereich abgeben, wird ein fremdes Meerschweinchen vorzugsweise dort beschnüffelt.
Uns Menschen mag es etwas aufdringlich erscheinen, einem Fremden beim ersten Kontakt am Popo zu schnüffeln, anstatt ihm ins Gesicht zu sehen und die Hand zu schütteln. Für Meerschweinchen ist dies aber eine ganz natürliche Verhaltensweise. Möglicherweise würden sie es dagegen als unverschämt empfinden, die Pfote des anderen zu schütteln und ihm beim Lächeln die Zähne zu zeigen.
Dicke-Tun
Wenn Meerschweinchen sich kennen lernen, wollen sie meist nicht nur nette Kontakte knüpfen, sondern auch gleich klarstellen, wer welchen Rang hat. Im Gegensatz zu uns Menschen, die (vielleicht?) auch Kontakte pflegen, bei denen uns die Hierarchie völlig wurscht ist, suchen Meerschweinchen immer unmittelbar die Klärung der Rangfolge.
Wenn wir auf einer Party jemanden kennen lernen, der ein ähnliches Hobby hat, können wir uns problemlos einen Abend mit dieser Person unterhalten, ohne vorher mit ihm im Faustkampf zu erproben, wer im Zweifelsfall der Unterlegene wäre. Auch der Frau an der Käsetheke können wir freundlich „Guten Tag“ sagen, ohne ihr klarzumachen, dass wir sie nur akzeptieren, solange sie uns mit ihrem scharfen Käsemesser in Schach hält. In zivilisierten Menschenkreisen (Ausnahmen bestätigen die Regel) gibt es Konventionen, die ein friedliches Zusammenleben erlauben, ohne einem (voraussichtlich) Schwächeren sofort zu demonstrieren, dass er der Schwächere ist.
Meerschweinchen sehen dies anders. Wenn ein Schwein schwächer ist, wird ihm dies unmittelbar unter die Nase gerieben, damit man sich zukünftig darauf verlassen kann, dass dieses Schwein Platz macht, wenn der Boss vorbeikommt und zum Beispiel beim Futterstreit schneller das Weite sucht. Ist dieses Machtverhältnis erst einmal geklärt, leben Meerschweinchen recht friedlich zusammen. Aber natürlich streben die meisten Meerschweinchen nach einer möglichst hohen Position in der Hierarchie. Um diese zu erreichen, hauen sie beim ersten Kennenlernen mächtig auf den Putz und profilieren sich mit allerlei Getue vor dem Fremden.
Seitlich stellen
Stehen sich zwei unbekannte Meerschweinchen frontal gegenüber, so sehen sie nur jeweils das knopfäugige Gesicht und die dicke Nase des anderen. Süß - aber nicht wirklich beeindruckend. Die meiste Körpermasse versteckt sich jedoch (mehr oder weniger auffällig) deutlich weiter hinten im Körperbau. Die Birnenform sammelt die größte Schweinemasse im hinteren Drittel des Schweinchens.
Meerschweinchen, die ihr Gegenüber beeindrucken wollen, stellen sich daher leicht seitlich oder schwenken zumindest ihren Popo leicht zur Seite. So sieht der Fremdling seinen Gegner direkt in voller Masse und lässt sich von einem gewichtigen Schweinepöter vielleicht nachhaltig beeindrucken.
Nackenhaare aufstellen
Um noch größer zu erscheinen, werden die Nackenhaare und in einigen Fällen auch das Fell auf dem Rücken oder sogar am ganzen Körper aufgestellt. Das Tier erscheint dadurch deutlich größer und kann seinen Artgenossen mächtig beeindrucken. Diese Verhaltensweise ist allerdings nur bei Glatthaarmeerschweinchen sichtbar, weil das Fell bei puscheligen Meerschweinchenrassen wie beispielsweise Rosetten ohnehin immer aufgestellt ist und das Fell von Langhaarrassen viel zu lang und zu schwer zum Aufstellen ist. Es wäre allerdings bestimmt ein sehr beeindruckender Anblick, wenn ein Langhaarmeerschweinchen sein gut 10 cm langes Fell am ganzen Körper aufstellen könnte!
Brommseln
Beim Brommseln wird der Schweinepöter langsam von rechts nach links geschwenkt und ein tiefes Brummen lässt die Umgebung des Schweinchens erzittern (oder zumindest das Trommelfell der Anwesenden…). Der Gang ist langsam und oft etwas staksig auf langgestreckten Beinen. Brommselnde Schweinchen setzen so ziemlich jedes Mittel ein, um noch größer, mächtiger und beeindruckender zu wirken.
Eigentlich ist das Brommseln den männlichen Meerschweinchen vorbehalten, weil es sich dabei auch um ein Werbungsverhalten zum Aufreißen heißer Schweinebräute handelt. Aber resolute Schweinedamen, die eine hohe Position in der Gruppenhierarchie innehaben, brommseln auch schon mal, um ihr Gegenüber zu beeindrucken. Insbesondere Schweinedamen, die ohne Bock leben, brommseln oft – irgendwer muss es ja schließlich machen!
Beim Zusammentreffen mit fremden Schweinchen wird das Brommseln gezeigt, um zu demonstrieren, was für ein toller - und vor allen Dingen beeindruckender! - Typ man doch ist.
Aufreiten
Bei der körperlichen Liebe (oder nennen wir das Kind ruhig beim Namen: beim Sex) reitet das Männchen von hinten auf den weiblichen Schweinepopo auf. Dabei stützt er sich mit den Vorderpfoten im flauschigen Fell der Schweinedame ab. Ganz Verliebte schnüffeln dabei sogar noch liebevoll im Nackenfell der Angebeteten. Von Positionswechsel beim Liebesspiel der Schweinchen haben wir noch nichts gehört. Auch die Missionarsstellung scheint ihnen nicht bekannt zu sein.
Beim Kennenlernen lässt sich häufig beobachten, dass ein Schweinchen versucht, beim anderen aufzureiten. In diesem Fall geht es dabei nicht um die Zeugung kleiner Schweinebabys sondern um eine Demonstration der Überlegenheit. Meerschweinchen scheinen tatsächlich noch eine – in unseren Augen – etwas antiquierte Vorstellung von Machtdemonstration zu haben. Wer oben ist, hat den anderen im wahrsten Sinne des Wortes unter seiner Fuchtel.
Während beim Liebesspiel – anatomisch bedingt – immer das Männchen die obere Position hat, kann es bei einer Vergesellschaftung durchaus sein, dass auch ein Weibchen mal aufreitet. Allerdings sieht man ihnen häufig an, dass dies nicht ihr eigentliches Fachgebiet ist. Oftmals sieht man Weibchen seitlich aufsteigen und abrutschen oder auch auf den Kopf des Gegners aufsteigen. Aber egal. Oben ist oben.
Jagen
Schweine-Macht zeigt sich ganz deutlich darin, dass man seine Artgenossen aus dem eigenen Dunstkreis herausschicken kann. Der Boss kann es sich erlauben, alle Rangniederen aus seiner Umgebung zu verjagen, wenn ihm der Sinn nach ein bisschen Alleinsein steht. Da Meerschweinchen eigentlich sehr soziale Tiere sind, die den Kontakt zu Artgenossen direkt suchen, verjagen sie Gruppenmitglieder aber nur in seltenen Fällen aus ihrer Umgebung. Beim Verjagen geht es meist eher darum, als Chef etwas für sich zu beanspruchen wie beispielsweise eine leckere Mahlzeit oder einen gemütlichen Platz in der Kuschelrolle.
Beim Aufeinandertreffen fremder Schweine ist das Verjagen des anderen dagegen eine reine Machtdemonstration. Auch wenn das überlegene Schwein gar nicht dringend dort langlaufen muss und es auch nichts Leckeres zu ergattern gibt, wird der Rangniedere beim Kennenlernen schon mal ein paar Runden durch die Gegend gescheucht. Dem anderen wird damit klargemacht, dass er gefälligst Platz zu machen hat wenn der Boss kommt – und zwar immer. Zum Beispiel wenn die dicke Frieda dieser neuen Weißwurst zeigt, dass das IHR Napf ist, sucht der Fips schnell das Weite.
Von-der-Pelle-Halten
Ein ranghohes Schweinchen will beim Kennenlernen neuer Schweinchen seine Position unmissverständlich klarstellen – auch wenn der Artgenosse dies schon längst geschnallt hat, den Ranghöheren gar nicht in Frage stellt und nur noch seine Ruhe haben will. Daher haben auch die rangniederen Tiere ihre Methoden, um sich Dicke-Tuer vom Hals zu halten.
Pipi sprühen
Weibchen halten sich Böckchen beim Versuch zum Aufreiten von der Pelle, indem sie ihren Hintern ein paar Zentimeter anheben und dem aufdringlichen Kerl eine ordentliche Ladung Urin entgegen sprühen. Der dünne, aber durchaus kräftige Strahl kann dabei deutlich weiter als 30 cm reichen und hat einen solchen Druck, dass man ihn sogar hören kann!
War der Schwerenöter zu langsam, trifft ihn der Strahl unter Umständen mitten ins Gesicht und er hat einige Zeit damit zu tun, Urin aus Nase und Augen zu entfernen – und die Schweinedame hat endlich ein bisschen Ruhe. Doch auch ein Strahl an andere Körpestellen scheint nicht angenehm zu sein, denn erfahrene Böckchen weichen oft schon hektisch aus, wenn ein weiblicher Schweinepopo nur ein paar Millimeter drohend in die Höhe zuckt.
Fiepen
Bei der direkten Konfrontation zweier Schweine konnten wir häufig beobachten, dass eines der beiden ein zunächst leises Puckern zu einem immer lauter werdenden Fiepen steigert. In der Regel konnten wir dieses Fiepen von dem Tier hören, dass keine Drohgebärden gezeigt hat, jedoch von einem Artgenossen in die Enge gedrängt oder bedroht wurde. Wir vermuten daher, dass es sich bei diesem lauten Fiepen um eine Art Beschwichtigung handelt, im Sinne von „Ist ja gut, Du Chef, ich nix. Bitte tu mir nix.“
Scheinbar lassen sich ranghöhere Schweine von derartigen Beschwichtigungen nur sehr langsam überzeugen, denn das Fiepen dauert oft lange an und ist derart laut, dass es einem ziemlich auf die Nerven gehen kann.
Klein Beigeben
Während ranghöhere Meerschweinchen ihre Macht demonstrieren, indem sie die anderen verscheuchen können, zeigt ein Schweinchen sein Nachgeben im Wesentlichen dadurch, dass es den Dunstkreis des Überlegenen verlässt.
Ausweichen
Wird ein rangniederes Tier von einem anderen bedroht (z.B. durch frontale Konfrontation oder Zähnewetzen) oder entschließt es sich während so einer Drohgebärde dazu, lieber nicht weiter zu provozieren, so zeigt es seine Unterlegenheit dadurch, dass es dem Angreifer im Rückwärtsgang ausweicht.
Weglaufen
Setzt ein ranghohes Tier zum Angriffssprung an oder versucht, einem anderen Schweinchen durch Dicketuerei zu imponieren, so laufen rangniedere Schweinchen vor dem Angeber davon. Es zeigt damit dem anderen deutlich, dass es der „Verlierer“ der Auseinandersetzung ist und somit im Rang unter dem anderen steht.
Damit ein Schweinchen in einer Konfrontation klein beigeben und somit den Streit beenden kann, ist es notwendig, dass es genügend Platz zum Ausweichen hat. Einem dominanten Schweinchen genügt es nicht, dass der Verlierer einen Schritt zurück macht. Er muss sich ganz offensichtlich verdrücken und zwar am besten gänzlich aus dem Sichtbereich des überlegenen Schweinchens heraus.
Ist das unterlegene Schwein aufgrund der beengten Platzverhältnisse gar nicht in der Lage, dem Gewinner der Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, schürt man damit die Aggressionen. Denn ein Verlierer, der trotz vorheriger Auseinandersetzung noch immer dicht beim überlegenen Schweinchen sitzen bleibt, wird unter Umständen als Provokation erlebt. Das ranghöhere Schwein greift dann zu immer drastischeren Maßnahmen, um den Unterlegenen zu vertreiben – auch wenn dieser vielleicht gar nicht weiter ausweichen kann, weil der Platz nicht ausreicht. Oder wenn er dazu seinen massigen Körper unkontrolliert vom Kirchendach herrunterrollen muss...
Böse / Giftig-Werden
Wenn bei der Vergesellschaftung von Meerschweinchen Tiere zusammenkommen, deren Rangfolge allein durch die körperliche Konstitution eindeutig ist (zum Beispiel wenn ein Baby in eine Gruppe ausgewachsener Schweinchen kommt oder ein leicht zu beeindruckendes Schweinemädchen zu einem imposanten Bock), dann genügen oft einige Dicke-Tu-Manöver, um die Rangfolge kurz klarzustellen und das weitere Zusammenleben verläuft friedlich.
Kommen aber gleichstarke Meerschweinchen zusammen, werden die Auseinandersetzungen wesentlich länger anhalten und auch viel intensiver ablaufen. Wenn keine Seite nachgibt, müssen immer stärkere Drohgebärden eingesetzt werden, bis schließlich einer der beiden klein beigibt.
Schon mal einen richtig giftigen Fipspilz gesehen? Einfach mit dem Mauszeiger aufs Bild zeigen!
Zähne wetzen
Wenn Schweinchen aufeinandertreffen, die sich vom jeweils anderen nicht beeindrucken lassen und wenn keiner der beiden sich ohne weiteres verjagen lässt, kommt es zur direkten Konfrontation. Stehen sich zwei Schweine gegenüber, drohen sie einander, indem sie die Zähne wetzen. Dies hört sich ungefähr so an wie eine zischelnde Schlange. Je nach Intensität der Drohung ist das Zähnewetzen unterschiedlich laut und kann vom leisen Schaben bis hin zum lauten, wirklich bedrohlichen Zischen reichen.
Angriffssprung
Weicht auf beim direkten Bedrohen durch das Zähnewetzen keiner der beiden Kontrahenten zurück, kommt im nächsten Schritt der Angriffssprung zum Einsatz. Der Angreifer macht dabei einen ruckartigen und ansatzlosen Sprung in Richtung seines Kontrahenten. Zwar wird der Sprung mit den gewetzten Zähnen voran ausgeführt, jedoch wird der Angriffssprung zunächst als Einschüchterungsmaßnahme genutzt, in der Hoffnung, den Gegner so stark zu erschrecken, dass dieser endlich das Weite sucht.
Beißen
Wenn sich der Schweinekollege auch durch einen Angriffssprung nicht erschrecken und fortjagen lässt, kommt es schließlich zu Angriffen mit Bissen, die den Gegenüber ernsthaft verletzen können. In vielen Fällen nehmen die dünnen Schlappohren zuerst Schaden oder es kommt zu schmerzhaften Bisswunden auf der Nase.
Insbesondere Männchen können untereinander wilde Kämpfe ausführen, die den Gegenüber schwer verletzen oder ihm schlimmstenfalls sogar das Leben kosten können.
Wie heftig Meerschweinchenzähne zubeißen können, ahnt man, wenn man der Ninja beim gähnen zuschaut. Da möchte man nicht Möhre oder ungebetener Gast sein...
Wie lange dauert eine Vergesellschaftung?
Die erste Rappelphase beim Kennenlernen kann bei Meerschweinchen sehr unterschiedlich lang sein.
Conny wurde damals im Alter von 4 Wochen ohne jedes Gerangel in die Gruppe aufgenommen. Babys scheinen einen besonderen Schutz zu genießen und werden von älteren Schweinchen sogar „betüddelt“. Die Vergesellschaftung eines Schweinebabys dauert wenige Minuten, es wird einmal kurz beschnüffelt und fertig ist die Kiste.
Setzt man dagegen ein (kastriertes!) Männchen zu Weibchen, die bisher ohne Bock gelebt haben, kann es sein, dass es sehr lange dauert, bis die Mädels den neuen Chef akzeptieren. In einigen Fällen lässt sich die Alpha-Sau ihre Position auch gar nicht abnehmen – dann dauert es entsprechend lange, bis der Bock sein Schicksal akzeptiert. Auf jeden Fall sollte man für eine Schweine-Vergesellschaftung genügend Zeit einplanen und das Kennenlern-Gehege im Notfall auch einige Tage stehen lassen.
wasserdichte Folie als 1. Untergrund - dann eine alte Wohndecke, damit es nicht so Fußkalt wird
eine schlaufenfreie Decke für bessere Pfotenhaftung - abwaschbare Umrandung um Grenzen zu setzen
Bei einer längeren Vergesellschaftungsaktion sollte man darauf achten, dass der provisorische Untergrund pipisicher ist. Hier helfen schnell und einfach große Abfallsäcke.
Eingreifen
Wann eingreifen?
Eine Vergesellschaftung von Meerschweinchen kann lange dauern. Bei ausgewachsenen Tieren ähnlicher Stärke kann sie mehrere Tage dauern, in denen es immer wieder zu (teils heftigen) Auseinandersetzungen kommt. Aber bis die Rangfolge endgültig geklärt ist und das Gruppenleben wieder in ruhigeren Bahnen verläuft, können sogar mehrere Wochen vergehen.
Für tierliebe Menschen ist es oft schwierig mit anzusehen, wie hart und giftig sich die Schweinchen angehen. Wird ein ohnehin schwächliches Tier auch noch unerbittlich durch die Gegend gescheucht oder zischen sich zwei gleichstarke Tiere drohend an, ist man schnell versucht, die Streithähne zu trennen und die schwächeren Tiere zu schützen. Doch damit die Tiere harmonisch in einer Gruppe zusammmenleben können, ist es notwendig, dass sie ihre Rangfolge klären. Geht man immer wieder dazwischen oder trennt die Tiere während der Vergesellschaftung sogar, gehen die Streitereien anschließend genauso heftig weiter.
Keinesfalls sollte man den Tieren „eine Pause gönnen“ und einzelne Tiere kurzzeitig aus der Gruppe herausnehmen oder abtrennen. Damit wirft man die bisher erzielten Erfolge der Vergesellschaftung unter Umständen völlig über den Haufen und alles beginnt zu einem späteren Zeitpunkt von vorn!
In einigen Fällen ist es dennoch notwendig, als Mensch in die Schweinevergesellschaftung einzugreifen, um schwerwiegende Verletzungen der Tiere zu vermeiden. In einigen Fällen lassen sich Meerschweinchen trotz aller Bemühungen nicht vergesellschaften. Insbesondere extrem dominante Männchen dulden unter Umständen einfach keinen gleichstarken Rivalen neben sich und bekämpfen sich möglicherweise bis zum Tod. Um dies, oder schwere Verletzungen zu vermeiden, sollten derart schwere Kontrahenten getrennt werden und zu einem späteren Zeitpunkt eine Vergesellschaftung mit weniger dominanten Artgenossen versucht werden.
Als grobe Daumenregel kann man sagen, dass eine Vergesellschaftung abgebrochen und die Kontrahenten getrennt werden sollen, wenn Blut fließt. Eine kleine Schramme an der Nase ist noch als Kollateralschaden anzusehen und auch alle noch so giftigen Drohgebärden muss man bei einer Vergesellschaftung ertragen. Fügen sich die Schweinchen jedoch blutende Wunden zu, ist davon auszugehen, dass diese nicht friedlich zusammenleben können.
Wie eingreifen?
Kommt es während einer Schweine-Vergesellschaftung zu Beißereien und blutenden Wunden, sollte die Vergesellschaftung abgebrochen und die Kontrahenten getrennt werden. Allerdings sind Meerschweinchen während der Vergesellschaftung emotional sehr aufgewühlt und von einem ebenfalls dominanten Rivalen aggressiv aufgeheizt. Im Eifer des Gefechts können Meerschweinchen, die ihren Kontrahenten beißen, nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden – und ziemlich wahrscheinlich auch nicht zwischen einem Finger und einem Schweineohr. Daher sollte man beißende Meerschweinchen keinesfalls trennen, indem man mit den Händen eingreift. Es drohen ernsthafte Verletzungen durch die langen Schneidezähne. Im Gegensatz zu Meerschweinchenhaut ist die Haut von Menschen deutlich dünner und nicht einmal durch ein Fell geschützt.
Gesünder ist es, die beißenden Rivalen mit Hilfe einer Wasserspritze (zum Blumenbesprühen) zu bespritzen. Der Schreck sorgt dafür, dass die Tiere kurz irritiert innehalten. Dann können sie mit einem Brett getrennt werden.
Eingewöhnung im neuen Heim
Erst wenn die alten und neuen Schweinchen im Vergesellschaftungs-Gehege nebeneinander sitzen und Heu mampfen können, ohne sich andauernd wegzujagen und zu bebrommseln, sollte man sie in ihr zukünftiges, gemeinsames
Gehege setzen. Dieses reinigt man am besten vorher sehr gründlich mit Essig-Essenz, um die Gerüche der Alteingesessenen möglichst zu beseitigen und damit Besitzansprüche abzuschwächen.
Da sich die neuen Schweinchen im neuen Heim erst orientieren müssen, sollte man anfangs alles Wichtige (Heu, Wasser, Frischfutter) an mehreren Stellen anbieten, damit auch die neuen Mitbewohner problemlos alles erreichen können (insbesondere bei Gehegen mit mehren Etagen) und damit sich beim Fressen diejenigen aus dem Wege gehen können, deren Rangfolge noch nicht endgültig geklärt ist.
Neues Spiel – neues Glück
Setzt man ein neues Schwein in eine bestehende Gruppe, so wundert man sich manchmal, wie sich die Rangordnung neu sortiert. Denn es muss nicht nur das neue Schwein seinen Platz in der bestehenden Rangordnung finden, sondern es gilt der Wahlspruch „Neues Spiel – neues Glück“. Verändert sich die Zusammenstellung der Schweinegruppe, so werden die Karten völlig neu gemischt. Jeder sieht die Chance, seine Position zu verbessern, sobald sich etwas ändert und so kann es vorkommen, dass auch das ehemals rangniedrigste Tier plötzlich Ranghöhere anbrommselt, wenn es seine Chance sieht, auf der Schweine-Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Nach jeder Veränderung in der Schweinegruppe (zum Beispiel wenn ein neues Schwein hinzukommt oder ein Tier krank wird oder die Gruppe verlässt) kann es zu Rangeleien kommen und sich die Rangfolge verschieben. Von einer Karrieren-Sackgasse kann also in einer Schweinegruppe keine Rede sein.
Boah! War das stressig!
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Yuni schmatzt den Arbeitskollegen Paprikakerne weg
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