Unsere liebenswerten, kleinen Mitbewohner sind klein und ihr Körperbau erscheint auf den ersten Blick etwas unsportlich. Man könnte daher meinen, dass sie sich kaum bewegen und daher nicht viel Platz benötigen. Doch das ist ein Irrtum. Sicher kommt es auch darauf an, was man als "viel Platz" bezeichnet. Im Gegensatz zu Pferden, Giraffen und anderen Haustieren sind Meerschweinchen doch relativ genügsam, was ihren Platzbedarf angeht. Doch mit dem Platz, der in handelsüblichen Käfigen als Wohnfläche angeboten wird, kann man sie nicht zufriedenstellen.
Die Tatsache, dass Meerschweinchen gerne in enge Spalten huschen, zu dritt in einem kleinen Häuschen liegen oder sich in ein Hamsterzelt hineinquetschen, ist kein Beleg dafür, dass sie grundsätzlich beengte Wohnverhältnisse bevorzugen, sondern ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass Meerschweinchen sich gerne geschützte Ruheplätze aussuchen, dass der Liegeplatz des Kollegen grundsätzlich bequemer ist als der eigene und dass sie ihren eigenen Körperumfang nicht immer ganz objektiv einschätzen können.
Bewegungslosigkeit – Argument für oder gegen ein kleines Gehege?
Leider sieht man Meerschweinchen ihre Unzufriedenheit mit zu engen Wohnverhältnissen in den meisten Fällen nicht an. Was bleibt ihnen schon anderes übrig, als in einem kleinen Käfig auszuharren? In der Eingewöhnungsphase veranstalten sie vielleicht noch wilde Aktionen, um ihren Bewegungsdrang abzureagieren und rennen so schnell im Kreis, wie es der Bodenbelag zulässt. Doch irgendwann wird wahrscheinlich auch das sportlichste und bewegungsfreudigste Schwein resignieren und sich in sein eingeengtes Schicksal fügen. Schweine-Glück sieht jedoch anders aus.
Genau diese armen Vertreter ihrer Art werden von ahnungslosen Meerschweinchenhaltern gerne als Beweis angeführt, dass der kleine Gitterkäfig vollkommen ausreichend ist – schließlich bewegt sich das Tier ohnehin nicht. Würde man solchen Menschen den notwendigen Grips für Humor unterstellen, könnte man glatt von grausamer Ironie sprechen. Einem Häftling zu unterstellen, er sei doch in seiner Zelle sehr glücklich – schließlich komme er ja niemals heraus… Das ist wirklich grausam – vor allem, wenn es sich um einen pelzigen Häftling handelt, der ohne Straftat oder anständige Gerichtsverhandlung hinter Gitter gesteckt wurde!
Wer Meerschweinchen mehr Platz bietet und diesen schweinegerecht einrichtet, wird erstaunt sein, wie bewegungsaktiv die kleinen Fellbirnen doch sind – und wie dringend sie Platz brauchen, um ihren Schweineaktivitäten vernünftig nachgehen zu können.
Alte Ansichten – Käfigmaße
Die im Zoohandel erhältlichen Meerschweinchenkäfige haben oft erschreckend kleine Maße. Als Standardmaß müssen wohl leider immer noch 120 x 60 cm gelten. Bis vor einigen Jahren galten sogar 100 x 50 cm als geeignete Wohnmaße für Meerschweinchen. Heutzutage findet man immer häufiger auch Käfige im Maß von 140 x 70 cm, die dann im Handel und auch in einigen Ratgebern als „besonders großzügige Unterkünfte“ bezeichnet werden.
Alle Maße beziehen sich aber auf die Außenmaße der Käfige. Schließlich geht es darum, wie viel Wohnfläche dem Menschen in seinem Heim durch den Käfig „verloren“ gehen. Die Bodenfläche, die den Meerschweinchen dann wirklich zur Verfügung steht, ist in Gitterkäfigen wegen der schräg zulaufenden Kunststoffwannen aber häufig noch deutlich kleiner. Von dem gängigen 120er-Käfig bleiben gerade mal 0,6 Quadratmeter. Das ist nicht mal für ein Schwein ausreichend – erst recht nicht für zwei.
Entscheidungshilfen zur Wahl der Gehegegröße
Insbesondere Menschen ohne Meerschweinchen-Vorerfahrung unterschätzen leicht den Platzbedarf von Meerschweinchen. Die im Zoohandel präsentierten Jungtiere wirken noch so winzig, dass einem ein üblicher Gitterkäfig erst mal groß erscheint. Wer keine Erfahrung mit ausgewachsenen Meerschweinchen hat, kann sich ein Paar Schuhe als Vergleichsmaß anschauen. Praktischerweise sind diese ja auch nur paarweise erhältlich und dienen daher als idealer Platzhalter für ein Meerschweinchenpaar.
Es empfiehlt sich, als Richtmaß mindestens ein Paar in Größe 40 zu verwenden. Bei guter Fütterung und großformatigen Genen kann ein Meerschweinchen aber auch durchaus mal Schuhgröße 43 erreichen.
Stattet man einen Gitterkäfig mit einer Heu- und einer Wassertankstelle und mindestens einem Unterschlupf pro Bewohner aus, kann der eine Turnschuh kaum noch laufen, wenn der andere quer vor dem Heu sitzt. Da sich muntere Meerschweinchen in der Regel noch viel intensiver bewegen als Turnschuhe, wird einem beim Turnschuhvergleich unmittelbar klar, dass ein handelsüblicher Gitterkäfig nicht genügend Wohnfläche bietet - weder für Turnschuhe, noch für Meerschweinchen.
Wohnraumempfehlung
Als dauerhafte Wohnfläche halten wir einen Quadratmeter pro Meerschweinchen für ein gutes Richtmaß – selbstverständlich mit Spielraum nach oben. Auch etwas weniger Grundfläche pro Schwein wird – vor allem bei größeren Gruppen in großen Gehegen – von den kleinen Schweinen noch akzeptiert. Doch von Daumenregeln, die pro Quadratmeter zwei bis drei Schweine empfehlen, halten wir und die Sifle-Schweinchen nichts.
Stattdessen kann man sagen, dass ein Meerschweinchengehege für drei Tiere ab einer Größe von etwa drei Quadratmetern das grobe Mindestmaß für interessante Meerschweinchenhaltung darstellt. Auch auf kleineren Flächen ist Meerschweinchenhaltung möglich, jedoch sieht man in kleinen Käfigen nicht ansatzweise das interessante Verhalten der kleinen Fellbirnen. Und es ist davon auszugehen, dass Tiere, die aufgrund eingeschränkter Platzverhältnisse nicht ihr volles Verhaltsspektrum ausleben können, auch nicht wirklich glücklich sind.
Sicherlich relativiert sich ab einer gewissen Gruppengröße der Platzbedarf. Häufig wird argumentiert, dass ja die gesamte Gehegefläche allen Tieren gleichzeitig zu Verfügung steht und nicht jedes Tier nur den ihm zugewiesenen Quadratmeter bewohnt. Daher können auf acht Quadratmetern vermutlich auch zehn Meerschweinchen bequem wohnen (außerdem sind Meerschweinchen nicht sooo begabt was Geometrie und Flächenberechnung angeht und können daher die ein-Quadratmeter-Regel nur so Pi-mal-Pfote überprüfen…), dennoch sollte man sie nicht ganz übers Lederschlappohr hauen. Auch eine große Gruppe braucht genügend Platz zum Herumdüsen und Leben, oder auch einmal, um einem Kollegen aus dem Weg zu gehen.
Privatsphäre – auch für Öttis
Auch wenn Meerschweinchen grundsätzlich sehr soziale Tiere sind, die sich nur in einer Gruppe wohlfühlen, haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie sich gerne auch mal für ein Weilchen aus der Gruppe zurückziehen und ganz alleine in Ruhe ein Schläfchen halten. Auch der geselligste Vereinsmeier kennt das Phänomen, dass man sich nach zwei Wochen Großgruppen-Campingurlaub sehr darüber freut, mal wieder ein Stündchen für sich allein zu haben. Ganz ohne nervige Nachbarn, Freunde oder Vereinskollegen, die sich nur mal eben ein Würstchen vom Grill abholen, neugierig über die Schulter schauen oder einfach nur ein bisschen Gesellschaft leisten wollen.
Irgendwann geht einem das mächtig auf die Nerven und bevor man plötzlich die Spaltaxt gegen den lieben Kollegen erhebt, zieht man sich besser einfach mal ein Weilchen zurück, um dann völlig entspannt und wieder gruppentauglich aufzutauchen. Auch Meerschweinchen genießen diesen Luxus, sich gelegentlich mal ganz bewusst zurückziehen zu können. Dafür ist ein gewisses Platzangebot mit einer abwechslungsreichen Gehegestruktur unerlässlich.
Maximaler Besatz pro Fläche?
Im Internet kursieren zahlreiche Berechnungsformeln, um den maximalen Besatz für ein bestehendes Gehege ausrechnen zu können. Da die Öttis bei uns aber als Mitbewohner und nicht als Schlachtvieh zählen (obwohl sie in vielerlei Hinsicht als Nutztier einzuordnen sind), legen wir keinen Wert darauf, den maximal möglichen Bestand auf der vorhandenen Gehegefläche unterzubringen. Da wir mit den Öttis keine Einnahmen erzielen (trotz Provision bei Werbeanzeigen sind die Öttis noch weit davon entfernt, sich mit ihrer Homepage selbst zu finanzieren), legen wir den Fokus bei der Öttihaltung nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf Kostenminimierung.
Die beiden größten Kostenpunkte bei den Öttis sind Futter- und Tierarztkosten. Da die Öttis nicht mal ansatzweise dazu bereit sind, auf Schmatzereien wie frische Biopetersilie oder köstliche Deluxe-Blütenmischungen zu verzichten, bleiben nur noch die Arztkosten zur Kostenersparnis. Und schon der Geflügelbauer weiß: Je dichter der Besatz, um so höher die Kosten für Medikamente und um so höher der Bedarf an Antibiotika.
Viel Platz hält scheinbar gesund. Und gegen den Einsatz großer Mengen Antibiotika sprechen gleich mehrere Gründe: Zum einen sind diese nicht gerade günstig, zum anderen schlagen sie sich auf die Fleischqualität nieder. Auch wenn man die Öttis nicht zur Fleischgewinnung hält, finden sich die Antibiotikarückstände natürlich in den gelegten Eiern wieder. Wer will schon antibiotikaverseuchte Eier? Und das vermutlich schlagkräftigste Argument gegen Antibiotika haben wir aus direkter Quelle erfahren: Sie schmecken ganz furchtbar örgs-igittigit-pfuibah *ZungemitHolzflockeabschrubbel* und sollten daher der verwöhnten Öttizunge nur im äußersten Notfall zugemutet werden.
Die Formel zum Glück?
Zurück zum Thema „Grundflächenrechnerei“: Jede Rechenformel zur Bestimmung des Platzbedarfs einer Öttigruppe stößt irgendwann an ihre Grenzen. Jede Rechenformel basiert auf bestimmten Annahmen, die mehr oder weniger sinnvoll sind. Ein Platzbedarfsrechner mit – unserer Meinung nach – recht vernünftigen Annahmen und in den meisten Fällen auch passenden Ergebnissen, findet sich bei cagecalc.de.
Das Schweineheim 2.0 unter der Lupe
Gemäß den Annahmen dieses Rechners hätten zum Beispiel im verwinkelten Schweineheim 2.0 nur drei Öttis wohnen dürfen, da die Etagen im Regalbau mit 50 cm zu schmal waren und nicht zur Grundfläche dazugezählt wurden. Durch die Erfahrungen mit dem Schweineheim 2.0 waren wir beim dritten Schweineheim schlauer und haben eine große Grundfläche mit einer Tiefe von 100 cm gebaut.
Denn 50cm Tiefe hatten im Schweineheim 2.0 auch bei möglichst guter Einrichtung immer mal wieder zu Engstellen und somit zu Reibereien geführt. Hätten wir vor die schmalen Etagen einen zusätzlichen Streifen von 10 cm gesetzt, wäre die Mindesttiefe von 60 cm erfüllt und der Rechner käme zu dem Ergebnis, dass auch sieben Schweine in dem Gehege hätten wohnen können. Dies halten wir nun wieder für deutlich zu hoch gegriffen. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass kein Gehegerechner und keine Rechenformel den gesunden Menschenverstand ersetzen können. 5 cm mehr oder weniger können bei einer Formel zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen führen – und keines davon muss der Weisheit letzter Schluss sein.
Irrwitzige Berechnungen
Oft genug findet man wahnwitzige Rechenbeispiele, die letztlich zu derartigen Überlegungen führen: „Das Gehege hat 0,2 m2 zu wenig Platz für die vorhandenen Tiere. Ich muss das Gehege irgendwie um 0,2 m2 erweitern. Also schraube ich noch ein Brett von 0,9 m x 0,22 m an einer Käfigwand fest. Dann runde ich mal ganz großzügig auf und nehme 90 x 25 cm. Damit überschreite ich dann sogar die Mindestmaße noch um 0,025 m2! Dann müsste ich ja eigentlich auch noch ein weiteres Schwein dazusetzen können. Zumindest für ein Babyschwein müsste das doch reichen. Die nehmen ja nicht so viel Platz weg.“
Auch ein zusätzlich ins Gehege hineingeschraubtes Brett von 90 x 25 cm rechtfertigt NICHT die Anschaffung eines weiteren Schweinchens. Selbstverständlich sollten auch Rampen, Häuserdächer und ähnliches nicht zur Wohnfläche zugerechnet werden. Oder was würden Sie sagen, wenn Sie jemandem Ihr Leid über die kleine Küche klagen und zur Antwort bekommen: "Auf den Küchenschränken haben Sie doch auch noch 1,9 Quadratmeter Wohnfläche!" ?
praktische Hängevorrichtung zur platzsparenden Aufbewahrung von Meerschweinchen
Oft kommt es anders, als man denkt
Eine ausreichende (und im Idealfall sogar großzügig bemessene) Gehegegröße ist letztlich nicht nur für die Schweinchen selbst ein Vorteil. Denn auch das eigene Gewissen ist in diesem Fall ruhiger, wenn die Schweine mal einige Tage ohne Auslauf auskommen müssen. Denn nach der anfänglichen Euphorie und dem festen Vorsatz, den Tieren jeden Tag mindestens drei Stunden Auslauf zu gewähren, kommen immer mal Tage, an denen man den Schweinen nicht die Möglichkeit bieten kann (oder möchte), die Wohnung mit Einstreuflocken zu dekorieren und überall Böhnchen zu verteilen. Krankheit, lange Arbeitstage, Urlaub, Besuch der Schwiegermutter... all dies kann dazu führen, dass die Schweine in ihrem Gehege bleiben müssen. An allen anderen Tagen sollte man versuchen, den Schweinen die Möglichkeit zu einem kleinen Freigang zu geben.
Macht man sich bewusst, dass das Gehege für die Schweine-Einwohner nicht nur ein Gehege, sondern im Grunde die ganze „Lebenswelt“ darstellt, kann man eigentlich zu gar keinem anderen Ergebnis kommen, als dass eine großzügig bemessene Gehegefläche das Minimum ist, was man den kleinen Fellbirnen als Gegenleistung für ihre entzückende Anwesenheit bieten kann.
So, jetzt ist genug Platz da. Was gibt´s noch Interessantes über Meerschweinchen zu wissen?
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